Die Verortung des Wirklichen im Aufenthalt einer Konstruktion von Wahrnehmung

Anmerkungen zum Werk von Thomas Roppelt

Die in der Abtastbewegung via NSDL entstehenden Linien illuminieren einen lichtfreien Raum, stellen dessen Charakteristika heraus. Hierbei ist diese Abtastbewegung nicht nur Bestandteil einer Strukturhervorhebung. Sie ist zwar Teil dessen, was als Strukturhaftes des Raumes zu benennen ist, addiert jedoch eine Wahrnehmungskomponente, indem das so betonte Strukturhafte sich erst über und mittels der Prozedur als Bestandteil erweist/behauptet wird. Das Gegebene wird verdeutlicht und verändert, es findet eine analytische Zerlegung und eine inszenatorische Neukonstruktion mittels Laserlicht statt.

Worin besteht der Sinngehalt einer solchen Operation? Der sich bereits vollziehenden Vergewöhnlichung der Verwendung von Apparaturen, technischen oder technisierten Kunst-Varianten, die vorwiegend das zeitgemäße Bedürfnis nach Orientierung in einer Neuordnung des Feldes der Medien und der Kunst auszufüllen bemüht sind, gilt es eine Form entgegenzustellen, die sich jenseits der Folklore eines Zelebrierens sogenannter neuer Möglichkeiten bewegt. Thomas Roppelt wählt hierfür eine Herangehensweise, bei der die verwendeten Techniken, Objekte und Orte auf ihre Wahrnehmungsordnungen hin befragt, deren konstituierende Elemente in ihrem Zusammenspiel verdeutlicht werden.

Im Versuch, eine Aussage über einen bestimmten Ort zu treffen, markiert er mit der Schnittstelle zwischen Computer/Laser, Mensch und Ort einen Grundkonflikt: Die Apparatur macht/zeigt, was ich will. Aber sie determiniert auch das, was ich wollen/sehen kann. In diesem Bereich zwischen generierter Annäherung und forcierter Distanzierung bildet sich ein Funktionsraum aus, in dem ein konstruktives und konstruierendes Element zugleich Voraussetzung, Durchführungs- und Produktionsbestandteil ist. Wahrnehmungstechnisch verweist hierbei die Ordnung der Erscheinungen (des Erscheinenden) auf ihre Gegenständlichkeit und Veränderbarkeit. Was sich als Wahrzunehmendes und Wahrgenommenes einstellt, bleibt in seiner Letztlichkeit von Faktoren abhängig, die sich unvermeidlich aus sich entziehenden Qualitäten konstituieren. Die Unmöglichkeit der Möglichkeit einer Permanenz der Wahrnehmung wird in ihre empirischen Komponenten zerlegt. Demonstration und Negation von Potenz fallen zusammen, der Fehlschluß des Dafürhaltens des Sichtbaren als Faktizität wird paradoxiert.

Thomas Roppelt zeigt die Lust am Kontinuum als liebgewonnenen, da gewohnheitsbildenden Effekt der Anschaulichkeit. Durch seine spielerische Autonomie weicht er jederzeit den Fallstricken des Programmatischen aus und balanciert geschickt zwischen Aufführungspraxis, aktionszentrierter Ablaufslogik und klassischer Durchführung.

Autor: Gerd Witulski, Köln